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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 24

1888 - Leipzig : Engel
- 24 — gesunden Dingen suchte. Die Strassen waren mit Leichen angefüllt, die in der heissen Jahreszeit bald in Fäulniss übergingen und Seuchen erzeugten. Mehr als 500 Menschen fand man jeden Morgen vom Hunger hingerafft in den Strassen liegen, und zu einem einzigen Thore wurden innerhalb 6 Wochen 115,088 Todte hinausgetragen, diejenigen nicht mitgerechnet, welche von ihren Angehörigen begraben waren. Aus Verzweiflung wagten viele ausserhalb der Mauern auf dem Felde Lebensmittel zu suchen, die meisten von ihnen aber fielen den Römern in die Hände. Titus liess sie angesichts der auf der Mauer befindlichen Juden kreuzigen. In einer Nacht erlitten 5000 den Tod, sodass es zuletzt an Holz und Kaum zu den Kreuzen gebrach. Andere, die in das Lager der Eömer geflohen waren, fielen zu gierig über die ihnen gereichte Speise her und starben. Viele solcher Ueberläufer wurden von den römischen Soldaten lebendig aufgeschnitten, denn es war unter ihnen der Glaube verbreitet, dass manche Juden Gold verschluckt gehabt, weil sie es sonst nicht aus der Stadt zu bringen sich getraut hätten. Die römischen Soldaten glaubten nun bei allen Juden Gold zu finden und schnitten deshalb in einer Nacht über 2000 solcher Ueberläufer auf, bis Titus verbot, sie zu tödten, und so wurden sie sehr wohlfeil als Sklaven verkauft und ändern Leiden preisgegeben. Alle Schrecknisse des Todes, Hunger, Pest und Schwert vermochten aber den Muth der Juden nicht zu brechen. Durch den Heldenmuth der Belagerten wurde die Erstürmung der äussern Tempelmauern vereitelt, daher liess Titus die Tempelthore anzünden, der Brand wüthete einen ganzen Tag und die folgende Nacht. Als Tags darauf (9. Ab) die Eömer Anstalten trafen den Brand zu löschen, machten die Juden wieder einen verzweifelten Ausfall, wurden jedoch zurückgeschlagen und bis in den Tempelhof verfolgt. Da warf ein römischer Soldat einen Feuerbrand in den Tempel, der bald in hellen Flammen stand. Titus, der seiner Geliebten Berenice, der Schwester Agrippa’s, das Versprechen gegeben hatte, den Tempel zu erhalten, ertheilte eiligst Befehl, den Brand zu löschen; es war jedoch zu spät: die Eömer waren vom Zerstören und Morden nicht mehr abzuhalten. Sie metzelten schonungslos bis tief in die Nacht, sodass an manchen Stellen das Feuer durch das strömende Blut gelöscht wurde. So sank der Tempel, Israel’s Schmuck, in einen Aschenhaufen zusammen, am 10. Ab, an demselben Tage, an dem auch der erste Tempel durch Nebukadnezar zerstört worden war. Zahllose Juden stürzten sich aus Verzweiflung in die Flammen, sie wollten die Einäscherung ihres Heiligthums nicht überleben. Erst einen Monat später (8. Elul=August) wurde die Oberstadt erobert; Johann von Giskala und Simon bar Giora, welche sie mit Löwenmuth ver-theidigten, wurden zu Gefangenen gemacht. Weit über eine Million Juden waren während des Krieges umgekommen, über 900000 zu Gefangenen gemacht. Diese Unglücklichen liess Fronto, ein Freund Titus’, zum Theil hinrichten, die schönsten Jünglinge bestimmte er zum Triumphzuge, die übrigen, welche über 17 Jahre alt waren, wurden nach Aegypten in die Bergwerke geschickt oder als Sklaven verschenkt. Während Fronto ihr trauriges Schicksal bestimmte, starben an 10000 von ihnen vor Hunger, theils weil die Wächter aus Erbitterung und Hass ihnen keine erlaubten Speisen gaben, theils weil viele sich weigerten, solche von den Feinden anzunehnem.

2. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 82

1888 - Leipzig : Engel
- 82 — Campanton, der „letzte Gaon von Castilien“, der eine unbedeutende Methodologie des Talmud (Darke ha-Talmud) verfasste und ein Alter von 103 Jahren erreichte, und nach dessen 1463 erfolgtem Tode sein Schüler Isaak Abo ab sein Amt übernahm. §. 15. Die Inquisition und die Vertreibung der Juden aus Spanien Don Isaak Abravanel. Die Juden, ganz besonders aber die Marannen oder Neu-Christen waren unter dem Nachfolger Juan’s ü., dem schwachen Heinrich Iv., dem Hasse des Volkes und den Hetzereien der Geistlichen mehr als früher ausgesetzt. Der Franciscanermönch Alfonso de Spina erhob alte und neue Beschuldigungen gegen die Juden und verfasste gegen sie das Buch „Fortalitium Fidei“ (Glaubensfestung), welches allen Judenfeinden nach ihm als willkommene Rüstkammer diente. Seine Verleumdungen verfehlten ihre Wirkungen nicht; auf die falsche Anklage, dass die Juden in der Charwoche Christenkinder getödtet hätten, fiel das fanatisirte Volk in verschiedenen Städten über sie her und mordete sie schonungslos. Noch schlimmer als den Juden erging es den Marannen, welche und zwar mit Recht für geheime Bekenner des Judenthums gehalten wurden, und über die sich, seitdem die bigote Isabella von Castilien den aragonischen Infanten Ferdinand den Katholischen geheirathet hatte, die schwarzen Wolken immer dichter zusammenzogen. Am 14. März J472 brach der Sturm gegen die Neu-Christen in Cordova los. Ein neuchristliches Mädchen hatte nämlich, während eine Prinzessin mit dem Marienbilde in Procession durch die Strassen zog, zufällig Wasser aus dem Fenster gegossen und den Baldachin bespritzt. Die wüthende Menge stürmte das Haus und es entstand ein hartnäckiger Kampf, in dem der Adel, mit den Neu-Christen meistens verschwägert, Partei für sie nahm. Die Neu-Christen wurden aufs grausamste gemordet und ihre Häuser geplündert und eingeäschert. Das Gemetzel wälzte sich von Stadt zu Stadt und wiederholte sich von Zeit zu Zeit. Da nahm das Königspaar den Vorschlag der Dominicaner an, in Spanien die Inquisition einzuführen, das Tribunal sollte die geheimen Juden bestrafen und das Vermögen derselben für den Staatsschatz einziehen. Nachdem Papst Sixtus Iv. im November 1478 die Erlaubniss zur Einführung des Glaubensgerichts ertheilt hatte, wurde dasselbe im Januar 1481 in Sevilla eröffnet und bald auch, ein besonderer Platz für die Scheiterhaufen, „el Quemadero“ (die Brandstätte) genannt, bestimmt. Am 6. Januar 1481 fand das erste „Auto-da-Fe“ (Glaubensact) mit 6 Neu-Christen statt. Trotz des energischen Widerstandes, welchen die Inquisition von Seiten der Bevölkerung in Aragonien, Navarra und Sicilien anfangs fand, wurde sie doch auch in diesen Ländern eingeführt und der blutdürstige Thomas de Tor-quemada zum Grossinquisitor ernannt, der auch sofort noch mehrere Tribunale in Cordova, Jaen, Villa-Real, in Toledo und Saragossa errichtete; der zum Inquisitionsrichter ernannte berüchtigte Pedro d’Arbues wurde von den Neu-

3. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 89

1888 - Leipzig : Engel
— 89 — sich viele gegenseitig. Dann kam, 27. Mai, die Reihe an Mainz: die ganze Gemeinde, von dem blutdürstigen und habgierigen Bischof Ruthard in seinen Palast gelockt, 1300 Personen, ohne Unterschied des Alters und Geschlechts, fielen mit dem Bekenntniss des einzigen Gottes auf den Lippen durch das Schwert ihrer Feinde oder ihrer Brüder. In Köln wurden die Juden von den Bürgern geschützt, der edle Bischof Hermann liess sie sogar heimlich aus der Stadt entfernen. Es folgten die Metzeleien in den übrigen Städten des Rheins; in der Rheingegend allein verloren in den Monaten Mai bis Juli 1096 gegen 12000 Juden das Leben. Bis nach Regensburg und Prag drangen die Kreuzfahrer und zwangen die dortigen Juden mit Feuer und Schwert zur Taufe; nachdem der Sturm vorüber war, kehrten sie zum Judenthum zurück. Diesem ersten Kreuzzuge, der mit der Eroberung Jerusalems und der gleichzeitigen Vernichtung sämmtlicher Juden der heiligen Stadt endete, folgte kaum ein halbes Jahrhundert später, 1146, ein zweiter. Damals nahm Ludwig Vii. von Frankreich selbst das Kreuz und war es Papst Eugen m., der die Aufmerksamkeit der Kreuzfahrer auf die Juden lenkte. Der Abt Peter von Clugny und der aus einem Kloster entsprungene Mönch Rudolph stachelten das Volk zur Plünderung und Vernichtung der Juden auf. Der fromme Bernhard von Clairvaux versuchte freilich die grosse Flamme, die er selbst durch seine Predigten mit angefacht, wieder zu löschen, aber ohne Erfolg: man plünderte, mishandelte und mordete die verfolgten Juden, und es wäre ihnen noch weit schlimmer ergangen als im ersten Kreuzzuge, wenn nicht der Kaiser Konrad und einige Kirchenfürsten sie geschützt hätten. Der Bischof von Köln hatte ihnen sogar die Burg Wolkenburg bei Bonn eingeräumt, und der Erzbischof von Mainz die Verfolgten in seinen Palast aufgenommen, aber es half ihnen nichts, sie wurden selbst im erzbischöflichen Palaste wie die wilden Thiere todtgeschlagen. Die Mordlust pflanzte sich nach Frankreich fort; in Carentan entstand eine förmliche Schlacht zwischen Kreuzzüglern und Juden und in Rameru marterten sie den früher genannten Rabbenu Tarn, der durch einen ihm bekannten Ritter um den Preis eines stattlichen Rosses ihren Händen entrissen wurde. Die Kreuzzüge waren für die Juden von den nachtheiligsten Folgen sowol hinsichtlich ihrer bürgerlichen Stellung als ihrer Geistesrichtung. Aus dem Schutze, welchen der Kaiser den Juden gewährt hatte, entwickelte sich das Verhältniss der Kammerknechtschaft; sie wurden als des heiligen römischen Reichs Kammer knechte, als das unmittelbare Eigenthum des Kaisers betrachtet. Nur der Kaiser hatte über das Recht, Juden zu halten, zu bestimmen, und jeder weltliche oder geistliche Fürst bedurfte zur Aufnahme von Juden seiner besondern Erlaubniss. Waren die Kaiser in Geldnoth, so trugen sie kein Bedenken, sich eines Theils der Habe ihrer Schützlinge zu bemächtigen oder sie gleich fruchtbringenden Krongütern zu verkaufen, zu verpfänden, auch wol als Belohnung für geleistete Dienste den Grafen und Rittern zu verschenken. Die Juden waren den deutschen Kaisern und Landesherren eine ergiebige Quelle der Einnahmen. Der Kaiser bekam alljährlich den sogenannten goldenen Opferpfennig, etwa einen Gulden von jedem Juden und jeder Jüdin über 12 Jahre, gleichwie wo und unter welchem Herrn sie ihren Schutz hatten.

4. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 23

1888 - Leipzig : Engel
- 23 — Vorläufig gönnte Vespasian seinen erschöpften Truppen Kühe und setzte erst im Frühjahr (68) den Kampf fort, indem er gegen Peräa zog, das er in 3 Monaten unterwarf. Da erlitt der Krieg durch die Kaiserwahl in Rom einen Aufschub. Nach Nero’s Tod (Juni 68) wurde nämlich Galba zum Kaiser ausgerufen, nach wenigen Monaten aber ermordet und Vespasian zum Kaiser erwählt. Er kehrte nach Kom zurück, um die Krone zu übernehmen, und übergab seinem Sohne Titus den Oberbefehl mit dem Aufträge, Jerusalem zu erobern. In der einst blühenden jüdischen Hauptstadt rasten die Parteien mit wilder Tvuth gegeneinander. Die Zeloten führten eine Schreckensherrschaft und licsson alle, die als römerfreundlich galten, hinrichten. Auf Anstiften des Johann von G-iskala riefen sie sogar die Idumäer herbei, drangen mit ihnen in die Stadt und richteten ein furchtbares Blutbad an: 12000 Friedensfreunde, darunter die Hohenpriester Anan und Josua den Gamala, der Gemahl der reichen Martha, bekannt durch die Gründung von Schulen, wurden grausam ermordet. Johann von Giskala, der leidenschaftlichste Zelotenführer, bemächtigte sich nun der Herrschaft, sodass Simon bar Giora vom Hohenpriester schleunig zur Hülfe gerufen wurde. Die blutigen Kämpfe, welche unter den Parteien wütheten, beschleunigten den Fall Jerusalems, gegen das Titus im April 70 sein Heer richtete. Die Stadt war stark befestigt und von drei Wällen und hohen Mauern umgeben: die erste umschloss Bezetha, eine Vorstadt, die zweite Mauer schloss die Unterstadt mit der Burg Antonia ein, in deren Nähe sich der Tempel befand, die dritte Mauer umgab die Oberstadt oder den Zion. Alle diese Mauern waren mit Thürmen versehen, daher zu einer Zeit wo man noch nichts von Schiesspulver wusste, nur mit der grössten Schwierigkeit zu zerstören oder zu übersteigen. Titus lernte sehr bald die Tapferkeit der Juden kennen, denn als er sich eines Tages mit einer Abtheilung Reiter der Stadt näherte, um die Lage und Vertheidigungsanstalten derselben näher in Augenschein zu nehmen, drangen plötzlich die Juden aus der Stadt hervor, brachten seine Reiter in Unordnung und nöthigten ihn selbst, sein Heil in der Flucht zu suchen. Durch diesen und ähnliche Erfolge wurden die Juden kühner, sie machten verschiedene Ausfälle, und erst nach einem heissen Kampfe gelang es den Römern, die Angreifer zurückzuschlagen. Nachdem der Antrag einer friedlichen Verständigung von den Juden abgewiesen worden war, liess Titus die Belagerungsmaschinen aufstellen. Die Belagerten machten neue Ausfälle und kämpften mit beispielloser Todesverachtung, dennoch gelang es den Römern, die äusserste Mauer und Bezetha (11. Ijar = Mai) zu nehmen. Nach heissen Kämpfen, in denen Johann von Giskala und seine Schar durch Heldenmuth und Unerschrockenheit sich auszeichneten, wurde zwei Monate später auch die zweite Mauer mit der Antonia erstürmt (17. Tamus = Juli); von diesem Tage an musste der Opferdienst aus Mangel an Tliieren eingestellt werden. Die Hungersnoth, welche seit der Belagerung in der von Menschen überfüllten Stadt wüthete, hatte bald ihren Höhepunkt erreicht. Die Lebensmittel waren soweit aufgezehrt, dass viele Reiche ihre Habseligkeiten um ein Mass Korn oder Gerste hingaben. Die Noth war so gross, dass man Lederstücke zernagte und Heu zur Speise nahm, ja selbst an unfläthigen Orten nach unreinen und un-

5. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 115

1888 - Leipzig : Engel
— 115 — Gross war die Steuerlast, unter der die Kosacken seufzten, es bedurfte bios der Leidenschaft eines Einzelnen, um diese wilde Horde zur Empörung zu bringen. Hire Wuth wandte sich nicht nur gegen die Polen, ihre Bedrücker und Frohnherren, sondern auch gegen die Juden, welche ihnen als die Werkzeuge des polnischen Adels und die rücksichtslosen Eintreiber der Steuern verhasst waren. Schrecken und Entsetzen verbreitete sich daher unter den Juden des Polenreichs bei der Kunde von dem Aufstande des Kosackenhäuptlings Chmel- nicki (Chmel). Mit wilden Mordscharen unter noch wildern Führern durchzog er mordend und plündernd das Land, überall wohin ihn der Kriegsturm führte, stürzte er sich mit furchtbarer Wuth auf die Juden und richtete ein Blutbad unter ihnen an, wie die Geschichte es nicht schrecklicher zu verzeichnen hat. Die Metzeleien begannen im Mai 1648 östlich vom Dnieper, Tausende wurden ermordet, Tausende geriethen in die Gefangenschaft der Tataren; in Nemirow wurden 6000 Juden mit ihrem Eabbi (10. Juni) erschlagen und ihre Leichen den Hunden vorgeworfen. Den Juden in Tulczyn stellte man die Wahl zwischen Taufe und Tod, aber kein Einziger wollte um diesen Preis das Leben erkaufen, gegen 1500 wurden gemartert und hingerichtet. An demselben Tage, 24. Juni, fielen ebensoviel in Homel. In der Stadt Nerol wurden 12000 Juden erschlagen. Grauenhafte Scenen wiederholten sich in allen Städten der Ukraine, Volhyniens und Podoliens, selbst die Wahl Johann Kasimir’s zum König von Polen machte dem Schlachten kein Ende; es dauerte bis zum Jahre 1655 und erstreckte sich auch auf die bis dahin verschonten Gemeinden von Lithauen. Die Gemeinde Wilna, eine der grössten Polens wurde fast vollständig aufgerieben, in Lublin wurden fast alle erschlagen. Kaum waren diese Leiden überstanden, so durchzog (1656) Karl X. von Schweden sengend und brennend das Land. In Posen, wo 2000 Familien wohnten, starben die meisten vor Hunger oder fielen der Pest zum Opfer; in Lissa wurden Hunderte gemordet, überall bis Krakau richtete er Verheerung unter den Juden an. Die Zahl der Juden, welche in den Jahren 1648—1658 in Polen umgekommen sind, wird von Einigen auf 600000 angegeben. Ueber diese Drangsale hat sich eine Reihe deutscher und polnischer Rabbiner in Klagen und Selichot vernehmen lassen; mehrere dieser Klagelieder werden alljährlich am 20. Siwan, dem Tage des Gemetzels von Nemirow, der seit damals als Trauertag eingeführt ist, von den jüdischen Gemeinden in Polen noch jetzt recitirt. Seit der Vertreibung aus Spanien hatte die Juden ein solches Leid nicht getroffen. Aller Mittel entblösst traten alle diejenigen, welche dem Blutbade und der Pest entronnen waren, die Wanderschaft an: viele entflohen nach Ungarn, Mähren und Böhmen, andere begaben sich nach Deutschland, Holland und Italien. Die Juden aller Länder leisteten den Unglücklichen brüderliche Hülfe, dafür boten ihnen die polnischen Flüchtlinge ihr talmudisches Wissen. Unter den aus-gewanderten Rabbinern ragte besonders hervor: Sabbatai Kohen, der, erst 41 Jahre alt, als Rabbiner von Holleschau (Mähren) 1663 starb; sein Commen-tar zum Schulchan Aruch Jore Dea und Choschan Mischpat, „Sifte Kohen“ (Schach) genannt, steht in gleichem Range mit dem von Abraham Abele Gumbinner

6. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 92

1888 - Leipzig : Engel
— 92 — lehrte diese Blutklage für eine infame Verleumdung erklärt hatten, so hat sie doch noch vor 3 Jahrzehnten in Damaskus und Rhodus blutige Verfolgungen hervorgerufen, und wird noch in unserer Zeit in weniger civilisirten Staaten unter diesem Vorwande das Volk gegen die Juden gehetzt. Zu dem Morde der Christenkinder kam der blödsinnige Vorwurf, dass die Juden Hostien durchstochen und zerstampft hätten und dass wunderbarer Weise Blut in grosser Menge herausgeflossen sei, eine Anklage, welche wieder zuerst in Frankreich erhoben wurde. Der Hauptschauplatz der infolge dieser Beschuldigung verübten Metzeleien ist Franken und Baiern. Unter dem Vorwande, die Juden in Rottenburg hätten eine Hostie mit dem Mörser zerstossen, zog der berüchtigte Rindfleisch mit seiner wilden Schar durch ganz Franken und richtete überall ein grauenerregendes Blutbad an. Die Verfolgung wälzte sich von Franken nach Baiern und Oesterreich und raffte innerhalb eines halben Jahres (April bis October 1238) in 146 Gemeinden über 100000 Juden fort; erst König Albrecht that ihr bei seiner Rückkehr von Aachen Einhalt. Um dieselbe Zeit als im Eisass, in Schwaben und Franken unter der An- führung zweier Herren, die sich von einem Riemen am Arm von Armleder nannten, 5000 Bauern unter den Juden jener Gegenden ein Blutbad anrichteten (1337), gab eine angebliche Hostienschändung in Deggendorf, einem Städtchen an der Donau, den erwünschten Anlass zu einer neuen Verfolgung, welche sich über Baiern, Böhmen, Mähren und Oesterreich ausdehnte. Auch diesmal fanden Tausende von Juden den Tod. Der Herzog von Oesterreich wandte sich im Jahre 1338 an Papst Benedict Xii. und sprach es unverhohlen aus, dass die Verfolgung der Juden unter dem Vorwand der Hostienschändung zum hauptsächlichen Zweck die Beraubung der Juden habe und dass Priester, um das Volk aufzuregen, an verschiedenen Orten Hostien mit Blut befleckt und in die Nähe von Judenwohnungen hingeworfen hätten. Verheerender als die Verfolgungen, welche die Juden infolge der Beschuldigung der Hostienschändung und Tödtung von Christenkindern erfuhren, war die, welche in den Jahren 1348 und 1349 stattfand. Als die unter dem Namen der schwarze Tod bekannte furchtbare Pest von Asien her über alle Länder Europas daher gezogen kam, da wurde die Beschuldigung, welche zum ersten mal im Jahre 1319 in Frankreich erhoben war, überall laut: die Juden hätten die Brunnen, sogar den Rhein und die Donau vergiftet. Auch dieser Wahn wurde geglaubt, und zwar um so eher als die Juden infolge ihrer durch die Religionsgesetze bedingten Massigkeit und Enthaltsamkeit weniger von der Seuche heimgesucht waren. Mit dem Fortschritt des schwarzen Todes ging die Judenschlächterei Hand in Hand. Zuerst wurde im Süden Frankreichs eine ganze Gemeinde, Männer, Frauen und Kinder, nebst den heiligen Schriften an Einem Tage verbrannt. Von da aue verbreitete sie sich nach Catalonien und Aragonien: in Barcelona und anderen Städten wurden Juden gemordet Vergebens erliess Papst Clemens Vi. eine Bulle, in der er bei Kirchenbann das Tödten der Juden sowie gewaltsame Taufen und Plünderung untersagte; sie blieb ohne Wirkung. Das Gerücht von der Brunnenvergiftung verbreitete ßich über Savoyen nach dem Genfersee über die ganze

7. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 93

1888 - Leipzig : Engel
— 93 - Schweiz und die Gemeinden am Bodensee: in Bern, Zürich, Winterthur, Schaffhausen, in St. Gallen, Lindau, Ueberlingen, Constanz wurden die Juden durch Scheiterhaufen, Taufe oder Vertreibung aufgerieben. In Basel wurden sie in ein hölzernes Haus auf einer Rheininsel gebracht und dann zusammen mit dem Hause verbrannt. In Constanz (Costnitz), wo man demjenigen das Leben schenkte, der zum Christenthum übertrat, zündete ein so Begnadigter sein Haus an und rief aus der brennenden Wohnung: „Ich sterbe als Jude“. Am grausamsten wurde die Judenverfolgung in Deutschland betrieben. Zu allem Unglück regten ganze Scharen herumziehender Religionsschwärmer, welche mit Geissein, an denen eiserne Nägel befestigt waren, angesichts des Volkes den entblössten Leib zerfleischten und daher Geissler oder Flagellanten genannt wurden, überall das ohnedies fanatisirte Volk gegen die Juden noch mehr auf; aller Orten mordete es in frommer Raserei. Zu Tausenden wurden die Juden erschlagen, verbrannt, ersäuft, zu Tausenden starben sie auf der Flucht vor Hunger. Wer kann alle die Gemeinden aufzählen, die dem Aberglauben und der Volkswuth zum Opfer fielen! In Strassburg, wo wie in Köln der Rath sich der Juden vergebens annahm wurde die ganze Gemeinde, 1800 Menschen, am Sabbat, 14. Februar 1349, auf einem hölzernen Gerüste auf dem jüdischen Begräbnissplatze verbrannt. Mütter rannten mit ihren Kindern ins Feuer, dass man sie ihnen nicht entreisse und taufe. In W o r m s, wo die Bürger einer Schenkung Kaiser Karl Iv. gemäss mit den Juden nach Lust und Willkür schalten konnten, hatte der Rath beschlossen, sämmtliche Juden zu verbrennen; sie kamen ihnen jedoch zuvor: sämmtliche Juden der Stadt steckten ihre Häuser in Brand und starben so den Flammentod. Dasselbe thaten die Juden zu Frankfurt, Oppenheim, Offenburg, Krems, Erfurt, wo von 3000 keine Seele übrig blieb, Esslingen, wo sich alle in der Synagoge verbrannten, u. a. m. In Mainz und Köln setzten sie sich zur Wehr und vertheidigten sich tapfer, bis sie endlich der Uebermacht unterlagen, worauf sie ihre Häuser anzündeten und in den Flammen umkamen (23. August 1349). Auch in Baiern, Oesterreich und im Norden Deutschlands fehlte es nicht an Opfern. In Wien entleibte sich auf Anrathen des Rabbiners die ganze Gemeinde in der Synagoge. Die alten Gemeinden Augsburg, Würzburg, München und nahezu 80 andere wurden gänzlich vertilgt; in Nürnberg wurde die ganze Gemeinde auf dem Judenbühl, 6.December 1349, verbrannt. Nur Regensburg zeichnete sich vor allen Städten aus: es beschirmte die Juden, welche innerhalb seiner Mauern wohnten und hielt die blutdürstige Menge vom Morde ab. In Magdeburg, Quedlinburg, Halberstadt, Hannover, Osnabrück, in Stuttgart, Ulm, Reutlingen, in Metz, Colmar, Schlettstadt, kurz wo Juden waren, wiederholte sich überall dasselbe Trauerspiel. Das Gemetzel erstreckte sich bis nach Brabant: in Brüssel und in Löwen wurden die Juden erschlagen oder verbrannt. Die Juden waren somit in den meisten Gegenden Deutschlands vernichtet; die Städte und die Landesherren theilten sich in die ihnen abgenommene Beute, und für Alles was geschehen war, verhiess der Kaiser Verzeihung. Die Städte, von denen viele infolge der Verheerungen zerstört oder verarmt waren, und die

8. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 151

1888 - Leipzig : Engel
- 151 — gegen die Juden schürte; zu ihm gesellte sich Professor von Treitschke und eine ganze Anzahl judenfeindlicher Scribenten, deren Streben darauf gerichtet war, die Judenfrage wieder in Fluss zu bringen und den Juden die durch die Verfassung gewährleisteten Rechte zu schmälern. An verschiedenen Orten kam es zu Tumulten, an einzelnen auch zu thatsächlichen Ausschreitungen (Neu-Stettin). Die heftigsten Angriffe richteten die Antisemiten sowohl in der Tagespresse als in einer Fluth von Büchern und Broschüren nicht allein gegen die Juden, sondern auch gegen das Judenthum. Um das Judenthum, die Mutterreligion des Christenthums, verächtlich zu machen, tischte Rohling, Professor in Piag, in seiner Schrift „der Talmudjude“, die von Eisenmenger, Chiarini und anderen Judenfeinden gegen dasselbe erhobenen ungerechten Beschuldigungen von neuem auf, Beschuldigungen, welche sowol von jüdischen Gelehrten, wie Kroner, J. Frankel und besonders Bloch, letzterer jetzt Reichstagsabgeordneter in Wien, als von christlichen Theologen, wie von dem auch im Talmud bewanderten Professor Franz Delitzsch in Leipzig, von Professor J. Döllinger in München, von A. Wünsche, dem Uebersetzer des Midrasch Rabba, von Baumgarten u. A. gründlich widerlegt wurden. Das schmähliche Treiben der Antisemiten wurde von hochherzigen Regenten und Fürsten, von dem österreichischen Kaiser Franz Joseph, von den Königen in Baiern, Württemberg und Holland, von dem deutschen Kronprinzen, von dem Herzog von Meiningen, ebensowol wie von allen Edeldenkenden in und ausserhalb Deutschlands verdammt; mehrere, wie Professor Schleiden, Pastor Gruber, Professor Virchow, die deutschen Reichstagsmitglieder Eugen Richter, Hänel und Andere traten in Schriften und geharnischten Reden zur Vertheidigung der Juden auf. Die Feindseligkeiten gegen den jüdischen Stamm verbreiteten sich von Deutschland aus wie eine ansteckende Krankheit alsbald nach den verschiedensten Gegenden. In Russland, wo nach der Ermordung Alexander’s Ii. die Verhältnisse im Allgemeinen sich immer schwieriger gestalteten, waren die Juden die ersten Opfer der lange genährten leidenschaftlichen Erregung; es traten für sie Zustände ein, wie sie das Mittelalter nicht grauenhafter kannte. Das Signal zu einer Judenverfolgung war gegeben. Am Osterfeste, dem 27. April 1881, wurde in Elisabethgrad der Ruf: [Schlaget die Juden todt! zuerst vernommen; er fand an vielen Orten den traurigsten Widerhall. Am 8. Mai kam es zu Tumulten in Kiew ; die Judenhäuser wurden demolirt, die Synagogen zerstört, die Thorarollen zerschnitten; mehrere Juden grausam ermordet. Von Kiew zog die wilde Horde in die Nachbarorte; wohin sie kam, zerstörte oder plünderte sie der Juden Besitz, ln ganz Südrussland, in den Provinzen Cherson, Poltawa, Czernigow und Podolien wälzte sich die Aufruhrsbewegung lavinenartig von Ort zu Ort und dauerte von Mai bis September; auch später wiederholten sich die Tumulte, besonders in Balta, in erschreckender Weise. Die Verfolgungen hatten noch nicht aufgahört, da kam über die Juden ein neues Elend, gegen das zu kämpfen unmöglich war. Die von Juden am zahlreichsten bewohnten Städte wurden erbarmungslos niedergebrannt. Am 3. Juli 1881 wurden in Minsk 2000 Judenhäuser und 22 Synagogen, bald darauf der grösste Theil der Städte Koretz, Slonim, Mohilew u. a., am 11.

9. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 98

1888 - Leipzig : Engel
- 98 — Es kam zu Gewalttätigkeiten, und die Menge, angefeuert durch die Aussicht auf Plünderung, brach in die Häuser der Juden ein. Man würgte ohne Schonung, und als die Mordlust vorüber war, zündete man die Häuser an. Nur wenigen Juden war es gelungen, dem Gemetzel zu entkommen, der grösste Theil hatte den Tod gefunden, auch der gelehrte Jakob Tarn aus Orleans fiel als Märtyrer. Die Nachricht von dem Gemetzel in London hatte sich schnell über das ganze Land verbreitet, und kaum hatte König Richard England verlassen, brachen auch in den Städten Lynn, Norwich, Stamford Tumulte aus, die in Raub und Mord gipfelten. In York, wo die Reichthümer zweier Juden den Neid des Volkes auf sich gezogen hatten, flüchteten sie in die Burg und vertheidigten sich unter der Anführung zweier heldenmüthiger Männer gegen die sie belagernden Bürger und Soldaten. Erst als sie sahen, dass sie sich nicht mehr halten konnten, fassten sie auf die Ermahnung eines greisen Rabbi den schrecklichen Entschluss, sich selbst zu tödten; sie übergaben ihre Habseligkeiten den Flammen, tödteten ihre Frauen und Kinder und dann sich selbst (März 1190). Einige Feiglinge, die sich durch die Taufe retten wollten, wurden von den Belagerern niedergemetzelt. Man hätte denken sollen, dass diese blutigen Verfolgungen die Juden ver-anlassten, England zu meiden; das war jedoch nicht der Fall. König Johann ohne Land behandelte sie anfangs freundlich: er erneuerte und bestätigte ihre Privilegien, freilich gegen eine Steuer von 4000 Mark, schützte sie vor Beleidigung und ernannte den talmudkundigen Jakob aus London zum Oberrabbiner sämmtlicher Gemeinden Englands. Bald jedoch zeigte er seine ganze Natur; er belegte die Juden mit Steuern, welche der Einziehung ihres gesammten Vermögens gleichkamen. Im Jahre 1210 forderte er von ihnen 60000 Mark, und als sie diese ungeheuere Summe nicht schnell genug zusammenbrachten, hielt man sie so lange gefangen, bis sie Zahlung leisteten. Einen Juden in Bristol, der die von ihm verlangten 10000 Mark nicht erlegen konnte oder wollte, liess er gefangen nehmen und ihm einen Zahn nach dem ändern ausreissen, bis er endlich zahlte. Nicht viel besser als unter Johann ging es den Juden während der langen Regierungszeit Heinrich’s Iii. Anfangs behandelte er sie rücksichtsvoll und nahm sie gegen die Unduldsamkeit der fanatischen Geistlichen in Schutz, später schlug aber auch er die Wege seines Vaters ein. Nicht zufrieden mit den hohen Judensteuern, benutzte er jede Gelegenheit zu Erpressungen: von seinem 50. Regierungsjahre bis zum dritten seines Nachfolgers, innerhalb 7 Jahren, wurden von den Juden 420000 Pfund Sterling eingezogen. Die Juden, welche durch diese Erpressungen gänzlich herabgekommen waren, sodass sie die Steuern nicht mehr zahlen konnten, waren dem Hasse des Volkes mehr als je ausgesetzt. Anklagen über Anklagen wurden gegen sie erhoben; bald hiess es, dass sie falsche Münzen verbreitet, bald dass sie Christenkinder getödtet oder Hostien geschändet hätten. Da Eduard I. den Nutzen nicht mehr bedeutend genug fand, um die Unzufriedenheit seines Volkes aufzuwiegeln, verbannte er im Jahre 1290 sämmtliche Juden aus seinem Lande: am 9. October 1290 verliessen 16000 Juden das Land, dessen Wohlstand sie

10. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 129

1888 - Leipzig : Engel
— 129 — 1510 verbrennen. In einer Berathung geistlicher und weltlicher Fürsten, welche 1516 in Frankfurt a. M. stattfand, wurde beschlossen, die Juden aus dem westlichen Deutschland zu vertreiben, nur der Machtspruch des Kaisers verhinderte die Ausführung dieses Beschlusses. Kaum war Kaiser Maximilian gestorben, so wurden die Juden aus Regensburg vertrieben und 4000 Grabdenkmäler des sehr alten jüdischen Friedhofs zerstört (1519). Der grosse deutsche Bauernkrieg im Jahre 1525 brachte über die Juden im Eisass und im Rheingau Mord und Plünderung; überall forderten die Bauern die Vertreibung derselben. Judenvertreibungen gehören im 17. Jahrhundert überhaupt noch nicht zu den Seltenheiten. Im Jahre 1553 erliess der Herzog Erich Ii. von Braunschweig ein Verbannungs-decret gegen die Juden seines Landes und im Jahre 1555 mussten die Juden die Pfalz räumen. Der verschwenderische Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg hatte den Juden Lippold als Leibarzt und Finanzminister. Nach dem Tode des Kurfürsten beschuldigte man diesen, seinen Herrn vergiftet zu haben; durch die Folter zu einem Geständniss gezwungen, liess Kurfürst Johann Georg ihn hinrichten und sämmtliche Juden aus den brandenburgischen Ländern vertreiben (1573). Lippold’s Unschuld ist erst in neuester Zeit aus den Acten erwiesen. Die Reformation hatte keinen Einfluss auf die Lage der Juden; sie wurden von den Protestanten nicht weniger gehasst als von den Katholiken. In der protestantischen freien Reichsstadt Frankfurt a. M, wo die Juden unter der Bot-mässigkeit des Magistrats standen und unter vielen Beschränkungen (Juden-stättigkeit) lebten, verlangten die Zünfte die Ausweisung derselben, und als der Magistrat sich diesem Verlangen widersetzte, griffen sie unter Anführung des Lebküchlers Vincenz Fettmilch, der sich selbst den „neuen Haman“ nannte, am 22. August 1614 die Judengasse an. Zwischen den Juden, welche sich in ihrer Gasse verbarrikadirt und bewaffnet hatten, und der wilden Menge kam es zu einem heftigen Kampfe, bei dem es auf beiden Seiten nicht nur Verwundete, sondern auch Todte gab. Zuletzt mussten die Juden vor der Ueberzalil der Gegner zurückweichen Vincenz Fettmilch drang nun mit seinen Gesellen in die Judenstadt, wo Alles geplündert und geraubt, auch viele gedruckte und handschriftliche hebräische Bücher verbrannt wurden. Mit der Plünderung noch nicht zufrieden, verlangte der Pöbel die sofortige Vertreibung der Juden: 1380 Juden verliessen am 23. August die Stadt. Erst nach achtzehn Monaten kehrten sie zurück. Nachdem Vincenz Fettmilch, die beiden ändern Rädelsführer, der Schreiner Gerngross und der Schneider Schopp, und mehrere Andere am 28. Februar 1616 auf dem Rossmarkte hingerichtet und das Haus Fettmilch’s bis auf den Grund niedergerissen war, hielten die Juden kraft kaiserlichen Befehls ihren feierlichen Einzug in die Stadt. Zum Andenken an die Rückkehr wurde der 20. Adar als Festtag (Purim Vinz) von ihnen eingesetzt. Die Vorgänge in Frankfurt wiederholten sich kaum 9 Monate später in Worms, der zweitgrössten Gemeinde Deutschlands. Am 20. April 1615 vertrieb der Pöbel, durch den Advocaten Chemnitz aufgestachelt, die Juden aus der Stadt; er plünderte ihre Häuser, verbrannte die Thorarollen und verwüstete selbst den Gottesacker, Unter den Vertriebenen befand sich auch der wormser Rabbiner 9
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